Kritik in der Bücherschau
Nachdem man bei einem ungeklärten Todesfall eine seltsame Diskette
als einzige heiße Spur findet, zieht man Lazarus, einen versierten Computerfan,
zu Rate, der
sich bald in unendlichen Netzen und Gefahren des Cyberspace verliert.
Er gerät von einer Matrix in die andere, ständig verfolgt von den
sogenannten i.c.e.-dogs, den Wächtern der allumfassenden Informationen
in den Netzen. In jeder Matrix erlebt Lazarus alle Höhen und Tiefen seines Daseins,
eingebettet in eine schleifenförmig und wiederkehrende Rahmenhandlung.
In jeder Welt begegnet er Eunice, seiner
Geliebten mit den schönen violetten
Augen, die ihm stets aufs Neue grausam entrissen wird.
Jede Matrix folgt ihren eigenen Gesetzen, gegen die Lazarus ständig unter
Einsatz seines Verstandes und seines Lebens verstößt; aus Neugier dringt
er immer
tiefer in die Geheimnisse des Netzes ein. Durch seine profunden
Surferqualitäten und selbstvergessene Unerschrockenheit gelingt es ihm,
das letzte Geheimnis des Datenbestandes zu knacken. Das Netz enthält
viel mehr,
als ein Mensch erfassen kann, aber es ist ein Alptraum, aus dem es
kein Entrinnen gibt. Lazarus ist Teil der Kabel und Vernetzungen, der seine
Liebe zu Eunice nur mehr als flüchtigen Traum
im Computer halluziniert.
Seine Heimatstadt Wien und Eunice erscheinen in der Art eines sich ständig
verändernden Videoclips als Schatten einer Realität, die er verloren hat.
Lazarus ist ein
Leidender.
Die ungeheure Komplexität der übermächtigen Informationswelt spiegelt
sich auch in der Sprache des Autors, die alles Lyrische und Einfache als
grotesk erscheinen
läßt. Immer wieder sperrt sich der Roman gegen eine
Festlegung, er bietet Raum für unendliche Interpretationen, ganz so, wie jede
Matrix dem Romanhelden ihre oszillierende Oberfläche zeigt.
Aber nicht nur für
Freunde guter Science-fiction-Literatur hat der Roman etwas zu bieten:
Die Illustrationen stammen allesamt aus der Hand des Autors, der ja vor
allem
als Graphiker einen Namen hat.
aut.